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Stoffe und ihre Verwendung – Nähen lernen mit farbenmix
Stoffe und ihre Verwendung
Es ist Dienstag und auch heute erscheint ein neuer Beitrag aus der Blogserie: Tipps für Nähanfänger.
Heute möchte ich euch eine kleine Übersicht über die verschiedenen Stoffe und ihre Verwendung geben . Sozusagen ein kleines Stofflexikon.
Gerade als Anfänger kann man oft ein bisschen „überfordert“ sein, mit den ganzen verschiedenen Stoffbezeichnungen. Es fängt schon bei Maschenware und Webware an. Da hört man ja oft Jersey und Baumwollstoffe… 🙂 Diese Unterscheidung ist nicht richtig, bzw. sagt nichts aus. Denn Jersey ist eine Maschenware und kann natürlich auch aus Baumwolle sein. Das nur kurz vorweg 🙂
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig aber ich habe mal meine häufig benutzen Stoffe aufgelistet, gerne ergänze ich diesen Artikel immer wieder im Laufe der Zeit.
Eine grobe Unterteilung für Stoffe und ihre Verwendung möchte ich euch aber heute vorstellen. Sozusagen als kleine Orientierung.
Webware:
Unter Webware versteht man ein Flächengebilde aus zwei Fäden die rechtwinklig miteinander verkreuzt werden. Dabei unterscheidet man Kettfäden, die auf dem Webstuhl in Längsrichtung gespannt sind und Schussfäden, die nacheinander von der einer Seite der Webkante zur anderen „eingeflochten“ werden.
Das Gewebe erhält eine entsprechende Struktur, je nachdem wie der Schussfaden verkreuzt wird.
Haben Kett- und Schussfäden unterschiedliche Farben, so spricht man von farbig durchgewebten Stoffen im Vergleich zum Druckgewebe, bei dem die Farben auf ursprünglich weißes Gewebe in einem anschließenden Verfahren aufgebracht werden.
Webware zeichnet sich durch eine geringe Dehnfähigkeit aus.
Aus Webware werden Hosen, Jacken, Hemden, Blusen, Kleider, aber auch Taschen, Tischdecken und viele Dekoartikel gefertigt.
Webware kann aus rein natürlichen Fasern wie Baumwolle, Leinen, Wolle etc. bestehen. Aber auch Mischgewebe aus synthetischen Fasern, wie Elasthan, Viskose, Polyester. Nicht zu vergessen, Fasern wie Tactel und Taslan.
Die „wichtigsten“ Webwaren sind:
Baumwolle, Baumwollmischgewebe, Popeline
Baumwolle ist rein natürlicher Stoff. Popeline z.B. ist ein sehr dicht gewebter Stoff. Mittlerweile findet man Popeline auch als Baumwollmischgewebe. Was Baumwolle betrifft findet ihr alles von hauchzart bis steif. Deswegen solltet ihr die Stoffart auch immer nach eurem gewünschten Projekt wählen. Baumwolle, Baumwollmischgewebe, Popeline lassen sich gut mit einer Haushaltsnähmaschine vernähen. Genäht wird mit einer Univesalnadel. Je feiner der Stoff umso feiner die Nadel. Am gängigsten ist die 80er Nadel.
Ihr könnt übrigens testen, ob es reine Baumwolle ist, wenn ihr eine Brennprobe macht. Reine Baumwolle entzündet sich leicht und riecht nach verbrennenden Papier. Es bilden sich weißgraue Rückstände, die zwischen den Fingern zu Staub verrieben werden können. Ist jedoch Kunstfaser enthalten, schmilzt das Gewebe und ist nach dem Abkühlen hart und braun.
Leinen
Leinen ist auch ein 100% natürliches Gewebe. Die Leinenfaser ist sehr glatt und fusselt kaum. Es nimmt die Feuchtigkeit gut auf und gibt sie schnell an die Umgebung ab. Leinen ist reißfest, reagiert aber empfindlich auf Abrieb. Eignet sich aber wunderbar für sommerliche Kleidung. Aber auch Bettwäsche und für Dekoration. Leinen ist allerdings knitteranfällig.
Leinen lässt sich gut verarbeiten – am Besten mit einer Universalnadel. Da Leinen aber gröber gewebt ist, ist ein Versäubern der Kanten unerlässlich. Leinen erkennt ihr auch an den kleinen „Knötchen“ im Gewebe.
Bei der Brennprobe verhält es sich wie bei reiner Baumwolle.
Seide
Seide ist sehr angenehm auf der Haut. Sie kann bist zu 50% ihres Gewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen und fühlt sich immer noch trocken an. Im Winter wärmt Seide im Sommer hält sie kühl. Sie ist auch sehr reißfest allerdings auch knitteranfällig.
Beim Vernähen solltet ihr eine Universalnadel in der Stärke 60 oder 70 benutzen.
Denim (Jeans) , Canvas
Denim ist ein derber Baumwollstoff in einer speziellen Webart. Die Kettfäden sind mit Indigo (einem blauen Pflanzenfarbstoff) eingefärbt, während die Schussfäden meist ungefärbt bleiben. Die Kettfäden werden vor dem Weben nur oberflächlich, nie aber ganz durchgefärbt, was bei dem gewebtem Stoff und den daraus später genähten Jeans den typischen Auswaschcharakter gibt.
Denim kann man in unterschiedlichen Stärken kaufen.
Canvas ist ein tolles Gewebe für Taschen. Früher war Canvas ein Hanfgewebe. Heute oft ein grob gewebtes BW-Gewebe mit Appretur.
Sowohl Denim als auch Canvas näht ihr mit einer Jeansnadel. Bei feinem Gewebe 80 – 90. Bei den gröberen Geweben auch 100 – 110.
Denim ist super natürlich für Hosen, aber auch Röcke, Kleider und Jacken lassen sich gut daraus nähen.
Unbedingt vorwaschen denn das Gewebe läuft ein und meistens färbt es auch noch ein wenig aus. Ist Elastan noch zusätzlich drin, ist das Gewebe „geschmeidiger“.
Cord, Samt
Das sind Florgewebe. Das heisst zu den Kett- und Schlussfäden kommt noch ein dritter Faden hinzu. Der als Schlinge eingewebt wird. Diese Schlingen werden später abgeschnitten und es entsteht der euch bekannte flauschige Griff.
Bei Cord haben die aufgeschnittenen Schlingen unterschiedliche Höhen, so entsteht der Effekt. Streicht ihr über das Gewebe in Kettrichtung, stellen sich die Fasern auf oder legen sich mit dem Strich. Ein Schnittmuster sollte deswegen immer in die selbe Strichrichtung gelegt werden. Der Stoff könnte sonst unterschiedlich erscheinen.
Ob ihr in mit oder gegen den Strich legt, bleibt euch überlassen und da gibt es unterschiedliche Meinungen.
Cord gibt es von 100% Baumwolle bis 100% Mischgewebe ( zum Beispiel beim Pannesamt)
Beim Nähen solltet ihr eine Universalnadel 70-80 benutzen.
Tactel, Taslan, Outdoorgewebe
Bei diesen Geweben spricht man auch von technischen Geweben, da sie in der Regel aus Kunstfasern bestehen oder natürliche Fasern in einem speziellem technischen Verfahren beschichtet wurden, um die Eigenschaften oder den Tragekomfort zu erhöhen.
Die wichtigsten sind Tactel/Tastlan, beides Gewebe auf Polyamid bzw. Polyesterbasis.
Es sind wind- und wasserabweisende Gewebe mit großer Reißfestigkeit.
Bei Taslan werden die Fasern durch Dampf aufgebauscht und das Gewebe erhält mehr Volumen und einen angenehmen Griff. Der große Vorteil dieser Gewebe ist außerdem ihr geringes Gewicht. Wird Tactel/Taslan entsprechend gefüttert, so lassen sich daraus sehr gut wärmende Winterjacken fertigen.
Näht mit einer Universalnadel 80-90 oder noch besser mit einer Microtexnadel.
Taslan/Tactel näht man am besten mit einer Universalnadel (Stärke 80-90) oder einer Mircotexnadel.
Ihr merkt schon das Thema Stoffe und ihre Verwertung ist so unfangreich, dass ich hier nur einen klitzekleinen Teil abbilden kann. Eine Orientierung sozusagen.
Aber jetzt kommen wir zu der Maschenware. Dazu zählt auch eines, dass sicher auch bei euch sehr beliebt ist: Jersey -aber zu dieser Kategorie zählen noch ein paar mehr:
Wirk- / Maschenware:
Die zweite große Gruppe, umfasst die Wirkware, bzw. Maschenware. Hier wird der Faden in eine Schlinge gelegt und dann durch eine weitere Schlinge geführt. Entweder mit einem oder auch mich mehreren Fäden. Dadurch entsteht mehr Dehnbarkeit.
Es gibt die Wirk- und Maschenware ins verschiedenen Zusammensetzungen. Aus Baumwolle, Wolle und auch aus Kunstfasern.
Maschenware ist bequem und wird für Shirts, Sportbekleidung, Röcke, Leggings, Kleider, Jogginghose gerne verwendet.
Zum Nähen verwendet man eine Jerseynadel (mit Kugelkopfspitze), damit der Stoff nicht zerstört wird. Damit die Naht auch mit der Dehnbarkeit des Stoffes nachgeben kann, ist es wichtig einen Stich mit mehr Fadenweite zu nehmen (elastische Stiche) Näht ihr viel Strickware lohnt sich die Anschaffung einer Overlock. Aber das geht auch mit der ganz normalen Haushaltsnähmaschine.
Bei den Wirk-/Strickwaren unterscheidet man grob in folgende Kategorien:
Singlejersey, Interlock, Bündchenware
Singlejersey erkennt man an den zwei unterschiedlichen Seiten des Stoffes. Während auf der rechten Seite die feinen Schlingen zu erkennen sind, findet man auf der linken Seite Querrippen. An den Rändern neigt er zum Einrollen.
Interlock wird in zwei Nadelreihen gestrickt, einer vorderen und einer hinteren, die miteinander verkreuzt werden. So sind beide Seiten vom Erscheinungsbild her gleich, der Jersey liegt beim Zuschneiden angenehm flach und rollt sich nicht ein. Vom Griff her ist er meist dicker und flauschiger als Singlejersey.
Bündchenware wird, wie der Name schon sagt meist für Arm-, Bein- und Halsabschlüsse verwendet.
Grundsätzlich gibt es alle Jerseys auch mit Elasthananteil. Auch diese können als Bündchen verwendet werden, schmiegen sich jedoch dauerhaft nicht so gut an wie qualitativ hochwertige Rippenware.
Sweat, Nicky, Frottee, Fleece
Diese Stoffe sind vom Griff her deutlich dicker. Bei Sweat gibt es den Sommerszeit, bei dem erkennt ihr auf der linken Seite die Strickrippen, beim Wintersweat ist die linke Seite angeraut und schön kuschelig.
Bei Nicky ist es wie bei Samt und Cord, da ist zusätzlich noch eine senkrecht stehende Faser eingestrickt. Dadurch fühlt sich das schön samtig und weich an.
Bei Frottee sind es in Schlaufen gelegte Fäden sie mit eingestrickt wurden.
Fleece ist auch Maschenware die mit Plüschfasern aufgeraut wird. Es wärmt und ist leicht.
Auch hier gibt es verschiebe Qualitäten bei der Ware. Von 100% Baumwolle bis zu 100 % künstliche Fasern wie bei Fleece.
Strickstoffe
Bei Strickstoffen erkennt ihr die Schlaufen ja sehr gut. Es gibt Strickstoffe in uni aber auch mit eingestrickten Mustern, den sogenannten Jaquardmuster. Haben die Fäden kleine Knötchen dann ist des Bouclestrickstoff.
Auch hier habt ihr unterschiedliche Qualitäten von reiner Wolle bis zu 100% Acryl.
Softshell
Softshell besteckt aus mehreren laminierten Membranen. Die Außenschicht wir in der Regel aus Kunstfasern hergestellt. Diese sorgen dafür, dass die Feuchtigkeit gut transportiert wird von innen nach außen und die Faser selbst nicht viel aufnimmt.
Softshell ist luftdurchlässig, wärmend und winddicht. Es ist auch wasserabweisend aber nicht wasserdicht.
Es lässt sich gut vernähen – dazu gibt es bei uns auch schon einige Videotutorials auf unserem YouTube Kanals – sowie eine eigene Playlist mit allen Softshellvideos – wie zum Beispiel:
- Softshell sticken – Tipps und Tricks
- Softshell Verarbeitung – Tipps von Sabine
Dann gibt es noch die Kategorien Wolle und gekochte Wolle und Wachstuch, LKW Plane und co. Da würde ich euch aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr dazu schreiben. Ist doch jetzt schon der Blogpost zu Stoffe und ihre Verwendung so umfangreich geworden, dass ich hoffe, dass ihr bis hier durch gehalten habt.
Daher noch einmal ganz kurz eine kurze Zusammenfassung ( natürlich lange nicht vollständig) für euch:
Eine kleine Zusammenfassung für den Bereich KLEIDUNG:
STOFFART | HOSEN | RÖCKE | KLEIDER | BLUSEN | SHIRTS | JACKEN |
Webware ( gar nicht bis kaum dehnbar | X | X | X | X | — | X |
Wirk-/Maschenware (dehnbar) | Jogging, Sport-und Freizeithosen | X | X | X bedingt möglich | X | X |
Wolle, gekochte Wolle, Filz
(mäßig dehnbar) |
— | X | X | — | — | X |
Wachstuch, LKW-Plane, Kunstleder, Leder (nicht dehnbar) | — | — | — | — | — | X bedingt möglich |
Und hier die Zusammenfassung für den Bereich DEKORATION und ACCESSOIRES
STOFFART | Mützen Schals, Handschuhe | Taschen | Dekoration |
Webware ( gar nicht biss kaum dehnbar) | Caps, Hütte, Loops, (allerdings nicht dehnbar) | X | X |
Wirk- und Maschenware (dehnbar | X | nur mit Futter aus Webware | X |
XWolle, gekochte Wolle, Filz ( mäßig dehnbar) | X | X | X |
Wachstuch, LKW Plane, Kunstleder, Leder ( nicht dehnbar) | — | X | X |
X = geeignet
— = ungeeignet
Ich hoffe das war jetzt nicht zuviel Theorie. Vielleicht eher mal was zum Nachschlagen. Aber gehört natürlich unbedingt in unserer Blogreihe : Tipps für Nähanfänger.
Mittlerweile sind unter der Blogrubrik : Tipps für Nähanfänger folgende Artikel schon bei uns erschienen:
kostenlose Schnittmuster für Nähanfänger
Nähen lernen mit Videoanleitungen
Ich hoffe ihr konntet ein bisschen was für euch mitnehmen. Habt einen wundervollen Tag und nächsten Dienstag erscheint dann der nächste Beitrag aus unserer Nähschule.
Herzliche Grüße von Emma