Nähen mit ganz viel Liebe oder 1968
Vielleicht mögt ihr euch lieber erst einen Kaffee oder Tee nehmen, denn ich möchte euch heute etwas erzählen.
1968 war ich sieben Jahre alt und meine Omi hat mit mir zusammen genäht. Nun, eigentlich hat nur sie auf ihrer Tretnähmaschine genäht, ich durfte höchstens mal ein paar Stiche probieren. Aber ich konnte Wünsche äußern und sie hat mir immer nebenbei erzählt, was und warum und wie sie gerade näht.
Natürlich habe ich mir nicht alles gemerkt, aber die Stunden zusammen waren immer „voller Liebe“ und ich habe sie sehr genossen. Meine Omi hat für festliche Kleidung „gute“ Stoffe gekauft, aber alles „übliche“ wurde aus Resten oder aufgetrennter alter Kleidung etc. genäht.
Ich hatte dadurch nicht nur süße Kleidchen, edle „Hamburger-Mäntel“, sondern sogar richtig „coole“ Latzhosen 🙂
Da ich sehr sehr gerne gemalt habe und meine Buntstifte immer mit mussten, wünschte ich mir eine Tasche für die vielen Stifte. Ich weiß nicht, ob es damals schon Schlamperle gab, aber meine Omi hat mit mir eine genäht. Eine Stiftetasche war nur etwas „übliches“, also wurde eine alte Bettwäsche und ein altes Herrenhemd zerschnitten.
Auch ich habe daher heute mal eine gut abgelagerte Tischdecke, ein Herrenhemd, einen ausgetrennten Reißverschluss und zur Verstärkung einen Filz ( mit dem früher und teilweise auch heute noch Anzüge verstärkt werden) gewählt.
Damals gab es natürlich noch keine synthetischen Webbänder, aber gewebte Borten, Samtbänder und fein gehäkelte Spitzen und meine Omi hat eine Pappschachtel mit allen möglichen Resten. Ich durfte mir oft daraus etwas aussuchen.
Fast nie war ein passender Reißverschluss zur Hand, auch hatten alle Reißverschlüsse Metallzähnchen, welche sich nicht einfach übernähen lassen.
Beim Aufnähen des Reißverschlusses muss daher der Reißverschlussanfang aus dem Stoffteil „herauslaufen“ und das Endstück quasi in das Schnittteil schräg „hineinlaufen“. So hat es damals die Omi mir erklärt, ihr seht es gut auf dem Foto.
Abgesteppt wurde, im Gegensatz zu der HERZ-Anleitung auf der Taschenspieler-CD, auf dem Außenstoff.
Von außen betrachtet läuft nun der Reißverschlussanfang in die Naht hinein, das Ende aus der Naht heraus.
Die Ecken hat die Omi damals abgenäht, „damit die Tasche gut steht und die Stifte nicht herausfallen“. Falls ihr nur eine platte Stiftetasche wünscht, oder mit Nähbeginnern näht, kann auf die Boden-Abnäher auch verzichtet werden.
Nun braucht das offene Reißverschlussende ein Endstück. Dies ist mit aufbügelbarer Vlieseline leicht zu nähen. Die Nahtzugaben werden entsprechend nach innen gebügelt.
Das Endstück wird um das Reißverschlussende geklappt und mit STYLEFIX fixiert, meine Omi hat an dieser Stelle mit einem Heftfaden geheftet.
Genau an den Zacken des Reißverschlusses mit dem Nähen beginnen und am Stoffbruch enden. Das kleine offene Stückchen direkt an den Zähnchen kann offen bleiben, da der Reißverschluss gut durch die Nähte festgesteppt ist.
Ja, auch meine Omi hat sogar schon Reißverschluss-Anhänger gebastelt! Ein Stückchen vom Hemd wurde in ca. 1 cm breite Streifen gerissen und diese um einen Schlüsselring geflochten.
Ich war mehr als glücklich über meine Stiftetasche, wie ihr euch denken könnt.
Ja, es lässt sich wirklich LIEBE mit in ein Modell nähen und sicher werden in vielen Jahren EURE Kinder ähnliche Erlebnisse erzählen können!
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Jetzt wisst ihr, wie das HERZ – Schlamperle der Taschenspieler-CD entstanden ist. Falls ihr jetzt ebenfalls Lust bekommen habt, ein Schlamperle mit viel Liebe zu nähen, findet ihr diese Woche viele Modelle bei Emmas Sew-a-long. Verlinkt eures dort gerne ebenfalls!